Das Drachensteigenlassen ist seit jeher ein tolles Kinderspiel, an dem auch Eltern ihre Freude haben können. Jüngere Kinder können indes die abwechslungsreichen Lenkdrachen meist noch nicht selbst steuern und sind deshalb mit einem Einleiner-Drachen besser bedient. Damit das niemandem zu langweilig wird, zeigen wir hier, wie eine Laufkatze (manche sagen auch »Drachenfähre« oder »Leinenläufer«) aussieht, mit der man kleine Fallschirme an der Drachenschnur hochschicken kann.




Unsere Laufkatze ist ganz einfach zu bauen, weil der Fallschirm gleichzeitig als Segel für den Transport nach oben (zum Drachen) dient: Wenn die Laufkatze oben ankommt, wird der Fallschirm ausgeklinkt. Der Fallschirm kommt dann im freien Fall wieder herab während die leere Laufkatze an der Schnur zurück wieder nach unten läuft.
Die Drachenfähre wird aus Kupferdraht gebogen, der Fallschirm aus einer Plastiktüte, ein paar Schnüre und einer Filmdose gebastelt – und schon ist er fertig. Ganz einfach, kein Nähen, keine filigranen Holz- oder Kunststoffarbeiten. Nur Draht biegen und Schnüre knoten!

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Material

Für diese ganz leicht nachzubauende Laufkatze brauchst Du:

  • etwa 75 cm Kupferdraht, ca. 2 mm Durchmesser
  • ca. 40 x 40 cm Folie (z.B. eine ausgediente Einkaufstüte, quadratisch zugeschnitten)
  • Kordel (Paketband, alte Drachenschnur)
  • eine leere Filmdose (oder ähnliches Behältnis dieses Formats und Gewichts)
  • Kombizange zum Schneiden und Biegen des Kupferdrahts
  • Außerdem einen tragfähigen, stabil fliegenden Drachen mit (nur) einer Leine. Die ganz leichten Kinderdrachen aus Kunststofffolie sind dazu nicht geeignet. Gut sind z. B. sog. Kastendrachen (Cody-Drachen).
Prinzipskizze für eine einfache Drachenfähre
Prinzipskizze für eine einfache Drachenfähre

Die Laufkatze wird in ihrer einfachsten Version aus Kupferdraht (ca. 2 mm Durchmesser) gebogen und ist insgesamt ca. 12 cm lang. Sie besteht aus zwei Teilen, nämlich aus der Grundkonstruktion und dem Auslöser. Am besten biegt man beide Teile vorher einmal vollständig zurecht und quetscht dann den Auslöser wieder durch die freigehaltenen Ösen der Grundkonstruktion.

Die Leine (in der Grafik gelb dargestellt) muss schnurgerade und frei durch die Ösen 1 – 3 laufen können. Daher müssen diese Ösen möglichst genau auf gleicher Höhe liegen.
Wenn man die Ösen 2 und 3 exakt in dem dargestellten Drehsinn biegt (»gespiegelt«), dann lässt sich die Laufkatze später auch nach dem Start des Drachens leicht auf Leine setzen. Öse 1 muss nicht ganz geschlossen sein, sondern eher wie ein unten offener Haken geformt werden.
Der Auslöser muss zwar in der Konstruktion gängig sein, darf aber ruhig ein klein wenig klemmen, damit die Laufkatze nicht schon durch die Steigung auf dem Weg zum Drachen auslöst (kann man durch Nachbiegen auch unterwegs noch justieren).

Fallschirm basteln

Plastiktüte, vier Fäden dran, Filmdose mit Öse - fertig.
Plastiktüte, vier Fäden dran, Filmdose mit Öse – fertig.

Außerdem braucht man noch einen Fallschirm. So ein Mini-Fallschirm wird z. B. aus einer Plastiktüte schnell gebastelt. Ein Quadrat von 40 cm Kantenlänge reicht völlig aus, ebenso jeweils eine Schnur, die an jeder Ecke befestigt wird. Statt eines Männchens nehmen wir leere Filmdosen. Unten muss noch eine stabile Öse aus Draht befestigt werden.
Das hat den Vorteil, dass man – je nach Windstärke – noch etwas Ballast wie Sand oder Steinchen in die Dose geben kann. Ansonsten fliegt der Fallschirm mitunter sehr weit weg vom eigentlichen Standort des Drachens. Weil wir schon viele verloren haben, hängen wir auch keine Playmobil-Männchen mehr daran: Sie sind einfach zu leicht und zu teuer zum Verlieren. Der eine oder andere Ersatz-Fallschirm kann nicht schaden. Vor allem wenn man am Strand oder in der Nähe eines Waldes seinen Drachen steigen läßt…

Vor dem Start des Drachens muss man daran denken, dass der Auslöser der Laufkatze einen Widerstand vor dem oberen Ende der Drachenschnur benötigt. Falls der Drachen z.B. mit einem Metallring an der Drachenschnur befestigt ist, reicht das vielleicht schon aus. Ansonsten muss man vor dem Drachen ein Stöcken in die Drachenschnur knoten, damit die Laufkatze dort ausgelöst werden kann.

Der Fallschirm wird mit einer Öse unten an den Auslöser eingehängt. Der Wind greift in den Fallschirm und zieht die ganze Laufkatze an der Schnur entlang bis oben an den Drachen. Dort stößt der Auslöser gegen das Stöckchen (oder den Ring, der bei vielen Drachen zur Befestigung dient). Dadurch wird die Öse des Fallschirmes »ausgeklinkt«, der Fallschirm fliegt im freien Fall wieder zu Boden.
Idealerweise kommt nun die Laufkatze an der Schnur entlang wieder zum Startpunkt zurück.

Tipps zum Drachensteigenlassen mit der Laufkatze

Wenn man die Ösen der Grundkonstruktion exakt so formt, wie in den Bildern gezeigt, dann kann die Laufkatze auch noch nach dem Start des Drachens auf die Schnur gesetzt werden. Dazu zwischen den Ösen (2) und (3) durch die Konstruktion hindurch an die Schnur greifen und sie einmal oben über die Konstruktion stülpen. Anschließend nur noch die vordere Öse (1) eingehängen werden.
Ansonsten muß man die Laufkatze schon vor dem Start des Drachens in die Schnur einfädeln.
Beim Aufsetzen der Laufkatze auf die Schnur sollte man ebenfalls darauf achten, daß die Kinderfinger vor plötzlichem Durchziehen der Leine geschützt sind. Hier gibt es bei größeren Drachen leicht Schnitte oder Verbrennungen, z.b. bei böigem Wind.
Die leere Laufkatze kommt – je nach Anstellwinkel des Drachens – teilweise mit erheblicher Geschwindigkeit zurück – und das auch noch zu der Zeit, wenn man dem Fallschirm hinterherschaut. Besonders für Kinder gilt deshalb: Finger weg von der Schnur! Den Drachen bis zur Rückkehr der Laufkatze nur an der Spule festhalten.

Die Laufkatze löst aus, verbiegt sich aber und bleibt oben hängen. Das kommt vor. Evtl. kannst Du es mit einem stabileren Draht noch einmal versuchen.

Fährenfallschirm für den Drachen

Anderswo im Internet habe ich das Gerät unter der Bezeichnung Fährenfallschirm gesehen. Dann aber deutlich aufwendiger hergestellt, z.B. mit separatem klappbarem Segel.

Laufkatze kaufen

Wer doch lieber nicht basteln möchte, kann es zunächst mit einer käuflichen Drachenfähre versuchen. Die gab es z.B. von der Paul Günther KG unter der Produktbezeichnung Ferry (Art.-Nr. 1339), allerdings wohl nicht über Amazon. Das Modell transportiert jedoch nichts, sondern fährt nur selbst mit einem eingebauten Segel hoch zum Drachen und kehrt dann von dort zurück.
Ähnlichen Spaß versprechen Leinenläufer wie der Kite Popper RAINBOW TECMO – selbst ausprobiert habe ich ihn aber wegen des Preises von über 20,00 Euro noch nicht. Das Segel soll auch dort zusammenklappen, wenn der „Kite Popper“ oben anstößt.

Wie kommt man auf die Idee mit der Drachenfähre?

Schon Max‘ Vater hat sich schon als Kind immer gefragt, wie die Kinder früherer Zeiten wohl ihre Briefchen an der Drachenschnur hinaufgeschickt haben. Seine Papierschnipsel sind nämlich immer schon weit vor dem Windvogel von der Schnur geflogen. Max‘ Großvater hat es ihm erklärt: Das mußt Du meinen Freund Tono W. fragen, der weiß wie man Kartoffeln vom Drachen fallenlassen kann. Also sind Papa und Opa irgendwann 50 Kilometer über Land gefahren, haben Tono W. besucht und die Bauanleitung bekommen. Tono kannte noch kompliziertere Konstruktionen, bei denen man ein separates Segel oben am Drachen zusammenklappen kann – aber Opa und Papa waren mit dieser einfachen Anleitung zufrieden.