Vorgeschichte

Ungefähr zwanzig Jahre vor dem Verfassen dieses Texts, zu Zeiten als das Internet für mich mit damals ca. 16 Jahren noch nicht existierte, setzte sich plötzlich, von einem Tag auf den anderen, die Wasserklappe meiner Getzen-Trompete zu.
Es ging nicht mehr vor und nicht mehr zurück, zum Glück war die Trompete dicht und weiterhin spielbar – aber zum »Wasserlassen« musste ich fürderhin immer den ganzen Hauptstimmzug abnehmen. Im Orchester war dies der Alptraum des Leiters, denn nach dem Wiedereinsetzen war nicht selten die mühsam erreichte Stimmung wieder dahin.
Dennoch erbarmte sich seinerzeit niemand, sei es durch Unterstützung bei der Reparatur oder durch Abgabe in eine Werkstatt. Jahrelang musste ich mit dem Hauptstimmzug Wasser lassen, was lästig war und uncool aussah. Die Trompete wurde dann irgendwann aus anderen Gründen eingemottet und nicht mehr gespielt.

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Heute, am dritten Advent, 14. Dezember 2014 habe ich sie wieder hervorgeholt, um mich an Weihnachtsliedern zu versuchen. Die verklemmte Wasserklappe grinste mich an und funktionierte weiterhin nicht.
Der Klappentyp an meiner Trompete ist die übliche Wasserklappe, sondern eher ein diskretes Ventil.
Aber inzwischen gibt es a.) das Internet und b.) in meinem Keller eine halbwegs ausgestattete Heimwerkerwerkstatt. Die Zeit war gekommen für meine Rache an der Wasserklappe.
Zunächst einmal habe ich den Stimmzug abgenommen und die Trompete sicher beiseite gelegt. Dann habe ich mir einen aufgeräumten und hell beleuchteten Arbeitsplatz gesucht. Das ist wichtig, um etwa herunterfallende Teile leicht wiederzufinden.
Damit er nicht verkratzt, habe ich den Stimmzug bei allen Arbeitsschritten stets auf Stoff oder Küchenkrepp gelagert, nie direkt auf hartem Untergrund.

Amadoventil: Explosionsansicht
Amadoventil: Explosionsansicht

Von links nach rechts besteht es aus folgenden Teilen: Sprengring, Klappendeckel, Feder und das eigentliche Ventil.
Achtung: Der Sprengring hat seinen Namen nicht von ungefähr!

So nimmt man ein Amadoventil auseinander

Auseinanderbauen lässt sich eine Amado, indem man den Sprengring vorsichtig löst. Dazu muss man die beiden Ösen zusammenschieben, damit sein Durchmesser ein bißchen kleiner wird. Dabei zugleich einen Finger auf den Klappendeckel legen, denn die dahinterliegende Feder lässt ihn sonst herausspringen.
Vorsichtig entlasten und Sprengring, Klappendeckel und Feder an einen sicheren Ort legen.
Das eigentliche Ventil sollte sich nun vorsichtig und zur offenen Seite hin ganz herausschieben lassen (also so drücken, wie man es auch beim normalen Wasserlassen drückt).
Notfalls kann man mit etwas Druck nachhelfen, ggf. auch mit einem Holzstift oder anderen – nicht scharfkantigen – Hilfsmittel, falls das Ventil nicht passieren möchte.
Anschließend kann man alle Teile behutsam reinigen. Dabei sollte man auch das Zulaufloch am Hauptstimmbogen säubern, z. B. vorsichtig mit einer Nadel oder einem Stückchen Draht (Achtung: Kratzergefahr!).
Danach Ventilöl auftragen und die Wasserklappe vorsichtig wieder zusammenbauen.
Wenn man einmal gesehen hat, wie knapp das Ventil in die Umhüllung eingepasst ist, denkt man später vielleicht auch daran, den Amados ebenfalls einen Tropfen Öl zu gönnen, wenn man die Ventile ölt.
Eine Videoanleitung dazu gibt es -allerdings in englischer Sprache – übrigens bei Youtube.

Ach so…

In meinem Fall hatte sich übrigens ein größerer Fussel im Ventil festgesetzt. Das kommt davon, wenn man keine guten Trompetenreiniger benutzt, sondern irgendwelche Lumpenfetzen, die gerade im Hause sind… Der Rest des Freiraums am Ventil (die umlaufende Einkerbung) war beinahe randvoll mit Dreck, so dass auch nicht verwundert, dass die Trompete trotz teilgeöffneter Wasserklappe dicht geblieben war.
Das eigentliche Ventil ließ sich daher nicht ganz so leicht entfernen wie oben beschrieben, sondern es bedurfte einer Behandlung mit WD 40, das ich einige Stunden habe einwirken lassen. Weil mir nicht klar ist, ob die lackierten Teile das WD 40 vertragen, habe ich es dort sorgsam abgewischt und darauf geachtet, dass es wirklich nur innerhalb der Wasserklappe einwirken konnte.
Selbst nach dieser Lockerung musste ich mit sanfter Gewalt auf das Ventil einwirken. Dafür habe ich einen Holzstift genutzt, der etwa denselben Durchmesser hatte wie der Ventilknopf und dann vorsichtig mit einem Hammer auf den Stift geklopft. Meine Sorge war, dass sich statt des Ventils gleich das ganze Anlötteil vom Stimmzug löst – aber das ist nicht passiert.
Viel Spaß beim Trompetenspiel!