Radwandern in Portugal: Porto – Lissabon und Lissabon – Faro

Zweimal, im Sommer 2001 und 2002, habe ich ausgesprochen schöne und entspannte Fahrradurlaube in Portugal gemacht. Zwischenzeitlich hat es in den Sommern 2003 und 2005 allerdings verheerende Waldbrände in den von mir befahrenen Regionen gegeben. Die Situation dort könnte sich deshalb verändert haben.

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Kurzinformationen über zwei Radwandertouren in Portugal

Mit den Einzeldaten der Touren will ich niemanden langweilen. Sie führten jeweils im wesentlichen an der Küste entlang, einmal von Lissabon nach Faro (630 km an 10 Tagen gefahren) und einmal von Porto nach Lissabon (670 km an 12 Tagen gefahren). Die direkten Strecken sind deutlich kürzer, aber verschiedene „Ausflüge“, z.B. ins Landesinnere ließen den Tacho höher steigen. Gute Tourempfehlungen enthalten die beiden »Fahrradführer Portugal per Rad«; von Falk von Kriegsheim:

Nachfolgend einige allgemeine Ergänzungen aus eigener Erfahrung. Untergekommen sind wir zumeist auf Campingplätzen, in den Großstädten im Hotel und im Hinterland der Algarve in Privatzimmern
Anreise und Verpackung des Fahrrads

Flug mit LTU nach Lissabon oder Faro: Kosten für den Fahrradtransport 30 EUR, Fahrrad unbedingt bei der Buchung anmelden. Gabelflug Düsseldorf-Lissabon / Faro-Düsseldorf kein Problem. (Luft aus den Reifen lassen, Lenker quer stellen, Sattel runter machen, Kleinteile nach innen drehen und bloß kein Werkzeug mit ins Handgepäck nehmen! Auch die Kugellager der abmontierten Pedalen lösen den Alarm aus…)

Die speziellen Fahrradkoffer, die sicher sehr guten Schutz bieten, sind bei selbstorganisierten Touren lästig: Man kann sie ja schlecht auf einem Anhänger hinter sich her ziehen. Und eine gute Möglichkeit zum Einlagern an den Flughäfen habe ich bislang auch noch nicht gesehen. Als Alternative bietet sich an: Fahrrad in Luftpolsterfolie einschlagen. Ich persönlich habe bisher bei meinem Flügen immer Glück gehabt: Den einen oder anderen Kratzer oder eine abgerissene Flaschenhalterung mußte ich zwar schon hinnehmen, auch leichte „Achten“ kamen schon vor, aber noch nie kam ein Rad fahruntauglich an.
Zu kaufen gibt es Luftpolsterfolie beim Umzugsunternehmer als Meterware. Man kann sie entweder zusammengepackt auf dem Rad mitnehmen oder – besser – vom Startort aus als Paket postlagernd („posta restante“) an ein bestimmtes (!) Postamt am Zielort schicken. Die portugiesische Post bewahrt derartige Pakete bis zum Ablauf des Folgemonats auf.

Routenplanung, Klima: Mit Rückenwind von Norden nach Süden fahren!

In der Küstenregion nördlich von Lissabon weht – jedenfalls im Sommer – kontinuierlich ein relativ starker Wind aus Nordwest. Wer nicht gegen heftigen Gegenwind ankämpfen will, sollte deshalb stets von Nord nach Süd fahren. Mit dem Wind im Rücken können auch weniger sportliche Radfahrer trotz Gepäck auf den wenigen Flachetappen locker 30 – 35 km/h erreichen.

Alles in allem ist Portugal auch an der Küste deutlich hügeliger als mein heimisches Radelrevier am tellerflachen Niederrhein. Aus dem o.a. Führer geht das nicht immer so deutlich hervor. Mit Gepäck und bei mäßiger bis gemächlicher Fahrweise erreichten wir Durchschnittsgeschwindigkeiten um die 14 km/h. Spitzengeschwindigkeit bergab rollend 79 km/h 😉
Fahrradtransport in der portugiesischen Eisenbahn: Zumindest im Großraum Lissabon möglich

Auch wenn der ADFC zeitweise verkündete, die portugiesische Eisenbahn transportiere keine Räder mehr: Jedenfalls auf den Pendlerlinien um Lissabon herum können Fahrräder in den meisten Zügen mitgenommen werden. Die Regelungen zur Fahrradmitnahme in Portugal sind denen für S-Bahnen in deutschen Verkehrsverbünden vergleichbar. Ausprobiert habe ich das im Sommer 2002 auf den Linien

Lissabon (Rossio) – Sintra und
Barreiro – Pinhal Novo – Setubal

Gleiches gilt auch für die Strecke Lissabon – Fogueteiro.

Es gilt: Selbstverladung in den Gepäckraum (unbedingt Fahrradtaschen vorher abnehmen, die Ladekanten sind steil!), von 7 – 10 Uhr keine Mitnahme auf den Strecken nach Lissabon hinein, von 16 – 20 Uhr kein Transport aus Lissabon heraus.
Gerade auf diesen Strecken kann man das Lissaboner Großstadtgetümmel auf den Straßen stressfrei umfahren – sehr zu empfehlen!

Fahrradtransport auf Fähren kein Problem

Auf den Fähren von Lissabon über den Tejo nach Seixal, Montijo und Barreiro können Fahrräder gegen Aufpreis unproblematisch mitgenommen werden, Kosten max. 5,99 EUR pro Rad (Barreiro). In Barreiro kann man von der Fähre gleich in die Bahn Richtung Setubal umsteigen (s.o.) und so dem Großstadtrummel schnell und wirkungsvoll entfliehen.

Von Sao Jacinto nach Aveiro verkehren ebenfalls Fähren, nicht nur Sao Jacinto – Forte da Barra. Hier sind die Angaben des sonst so empfehlenswerten Fahrradführers „Portugal per Rad“ von Falk von Kriegsheim, nicht (mehr) zutreffend.

Campingplätze in Portugal

Die Campingplätze mit zwei oder mehr Sternen waren durchweg gut ausgestattet, die Preise im Norden lagen für zwei Personen im kleinen Zelt zwischen 4 und knapp 11 EUR pro Tag. Den jährlich neu erscheinenden portugiesischen Campingführer „Roteiro Campista“ gibt es für kleines Geld (5 EUR?) an der Rezeption der meisten Campingplätze sowie im WWW unter www.roteiro-campista.pt. Er ermöglicht stressfreie Routenplanung, weil er wirklich alle Informationen enthält – neben den Angaben zu Komfortmerkmalen z.B. eine Anfahrtskizze und die Öffnungszeiten der Rezeption…

Mein persönliches Highlight war der Campingplatz in Praia do Galé aufgrund seiner tollen Lage, der schönen Küstenlinie mit den vorgelagerten Sandstränden, die schon 200 m vom Strandabgang entfernt menschenleer waren.