Spanischer Vallanturm: Die Sache mit dem unterirdischen Geheimgang

Die Rheinberger Kinder erzählten sich vor Jahren, es habe früher einen geheimen unterirdischen Gang vom spanischen Vallan in die Stadtmitte gegeben. Der Ort, an dem dieser Gang münden sollte, wechselte, mal war es das Rathaus, mal die Kirche, mal war er unbestimmt.
Es erscheint recht unwahrscheinlich, dass man einen Außenposten der Stadtbefestigung derart verwundbar macht, dass ein Angreifer von dort aus ohne die Hindernisse des Wallgrabens etc. in die Stadt vordringen könnte. Das hübsche Türmchen, das heute auf der Fläche dieser ehemaligen Befestigung steht, wurde zudem erst gebaut, als Rheinberg schon keine Festung mehr war.
Von den statischen Herausforderungen eines derartigen Tunnels ganz zu schweigen.
Postkarten aus der Zeit um 1900 zeigen aber, wo diese Erzählung ihren wahren Kern haben könnte:
Unter dem heutigen Erdgeschoss gibt es ein weiteres Geschoss, dass früher seinerseits ebenerdig erreichbar war. Der angeschüttete Erdhügel, auf dem sich heute das unterste sichtbare Geschoss befindet, hatte an einer Stelle, etwa unterhalb des Fensters zwischen Außentreppe und Eingangstür, eine Lücke, durch die man ebenerdig auch noch ein Kellergeschoss erreichen konnte. Das hatte ein bißchen Ähnlichkeit mit Bauernhäusern am Hang, bei denen man ebenfalls zwei Etagen mit Fahrzeugen erreichen kann.

Spanischer Vallan in Rheinberg auf einer Postkarte aus dem Jahr 1908

Während auf dieser und anderen Postkarten augenscheinlich der Turm selbst als „Spanischer Vallan“ oder „Spanischer Fallan“ bezeichnet wird, sieht man beim Blick in die Flurkarten heute noch, dass ursprünglich die ganze Fläche, die mal einen etwas atypischen sog. halben Mond der Stadtbefestigung trug – Spanischer Vallan genannt wurde.
Mehr zur Herkunft dieses Namens…

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